Es ragt ein einsam ernstes Haus,
Das hat der Fenster gar zu viel;
Die Lüste ziehen ein und aus
Und treiben da ein seltsam Spiel:
Das pocht darin und klappert schier
Und rauscht am Gitter hin und her,
Als ob ein ungezähmtes Thier
Im Käfig eingeschlossen wär.
Du fragst, wer der Gefangne sei,
Dem man dies lust’ge Bett gemacht?
Tritt näher – blicke nicht so scheu!
Gebeine sind’s Gott sei’s geklagt!
Die Schädel lugen bleich und hohl
Durch’s Gitter nach dem Thal hinaus;
Wär’s nicht so fest – sie flögen wohl,
Wie Vögel von den Nestern aus.
Sie dreh’n sich planlos rings umher
Gleich Schiffen, die kein Fährmann lenkt,
Weil plötzlich ihn in’s dunkle Meer
Die hohle Welle eingesenkt.
Sie schütteln sich, wie’s leere Roβ,
Wenn es den Reiter abgethan –
Sie stehen da, ob zügellos,
Und schau’n mich wirren Blickes an. – –
Des kahlen Winters ernstes Bild
Inmitten Frühlings-Sonnenlicht
Hat mich zuerst mit Gram erfüllt,
Und schauernd wandt’ ich mein Gesicht.
Die Klage sonder Melodie,
Wenn sie den grauen Fittich hebt –
Wie kreischt sie durch die Harmonie,
Die rust und lacht und klingend schwebt!
Doch wenn du, Sohn der Freude, mild
Dein Herz dem düstern Bild enthebst,
Und über’s blumige Gefild
Der Biene gleich im Lichte schwebst,
Die süβen Honig überall
Aus jedem Kraute muthig saugt,
Und kühn vertrauend ihrer Wahl,
Das Gift, so wie den Balsam braucht:
O dann versuch’s und wappne dich
Mit tiefgehegter Liebesluft; –
Dann wird, was finstrer Trauer glich,
Zum Jubel werden deiner Brust.
Zusammenwächst, was je zersprang,
Du meintest selbst es früher nie, –
Zusammenklingt, was schlecht sonst klang,
In eine reine Harmonie.
Dann wird das bleichende Gebein
Sich kleiden in ein Festgewand;
Der kahle Schädel hüllt sich ein,
Es rundet sich die Todtenhand,
Und was dir sonst verborgen war,
Und was dir sonst so fern, so weit –
Nun wird es deiner Seele klar;
Der Tod ist todt zu dieser Zeit! –
Allmächt’ger Odem wundervoll!
Du kamst, ein starker Siegesheld, –
Von deinem feuchten Fittig quoll
Der Thau des Lebens auf das Feld! –
Die goldne Harfe aus der Luft
Rief auf die Schläfer groβ und klein;
Da brachen sie aus ihrer Gruft,
Da regte sich das Todtenbein! –