Nun ruht die Welt so traumversunken,
Ein letzter Abendschein verglüht,
Die Nachtigall schlägt wonnetrunken
Tief im Gebüsch ihr Minnelied,
Und rings ein Ahnen und ein Werden
Von Baum und Strauch ein Flüstern geht.
Der Mai hält Einzug heut’ auf Erden,
Im Blütenhauch sein Banner weht.
Rings alles still – nur ab und zu
Regt sich ein Vogel im Geäste:
Er wacht, dieweil in süsser Ruh’
Die Jungen schlummern weich im Neste,
Umfangen hält die stille Welt
Der Mainacht wundersames Walten,
Doch unterm weiten Himmelszelt
Beginnt ein holdes Sichtgestalten,
Beginnt ein Knospen und ein Blühen,
Ein sehnsuchtsvolles Sichbemühen,
Ein Flüstern, Raunen, emsig Ringen,
Ein feines, leises Glöckhenklingen.
Und wo noch kürzlich Schnee und Eis
Der Welt erzählt von Winters Sünden,
Dort will ein junger Blütenreis
Des holden Lenzes Nahen künden;
Dort streift die junge Haselnuss
Sich lächelnd ab ihr braunes Mieder
Und winkt dem Nachbarn einen Gruss
Und dehnt und streckt die zarten Glieder.
Ein erstes Veilchen ist erwacht
Und flüstert leise mit dem Schätzen,
Mild leuchtend in der Frühlingsnacht
Erglänzen hell der Weide Kätzchen
Und wie aus einer Märchens Tor
Tritt grüssend nun der Mond hervor.
O Zaubernacht, o Maienlust –
Ich sah ins Embachthal hernieder
Und heimlich-süss in meiner Brust
Erklingen halbverwehte Lieder,
Erwacht ein längstvergessnes Träumen
Von Burschenlust und Burschenleid.
Wie raunt’s, wie flüster’s in den Bäumen
Den trauten Zeugen jener Zeit!
Ich liege still im jungen Moor
Und blick’ empor zum klaren Himmel,
Dort blitzt und funkelt riesengross
Von gold’nen Sternen ein Gewimmel,
Die ewig ihre Bahnen schreiten,
Aus fernen, rätselvollen Weiten
Stumm auf das Werden niedersehn - -
Ein ewig Kommen, ewig Gehn ....